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MuK: Stress im Klassenchat - wenn Eltern mitlesen wollen

© Institut für Medienpädagogik und Kommunikation Hessen e.V.

Neulich wurden wir mit einer spannenden Frage konfrontiert: Aus Angst, dass es im Klassenchat Stress und Ärger gibt, wurde dem Kind verboten, WhatsApp zu installieren und sich der Gruppe anzuschließen. Nach langen Diskussionen wurde es schließlich erlaubt, allerdings unter einer Bedingung: Die Eltern lesen regelmäßig mit. Was wir als Medienexpert*innen denn davon halten würden?!

Ich für meinen Teil musste mich erstmal setzen und in Ruhe darüber nachdenken. Mein erster Reflex: ich würde nie im Leben in den Angelegenheiten meiner Kinder herumstöbern und sie in meinen auch nicht. Bis heute ist es nicht nötig, bei uns zu Hause Türen abzuschließen oder Laptops zu verschlüsseln - wir respektieren gegenseitig unsere Privatsphäre. Außerdem wollte ich immer, dass beide ihre Angelegenheiten selbst regeln. Bei Bedarf unterstütze ich sie und wenn es unbedingt sein muss, mische ich mich auch mal ein. Nie im Leben käme ich daher auf die Idee, ihren Klassenchat zu kontrollieren.

Auf meine Nachfrage hin stellte sich heraus, dass die Eltern Angst hatten: Angst vor Kettenbriefen, Angst vor Mobbing, Angst vor Cybergrooming, Angst vor viel zu vielen Nachrichten. Das wiederum konnte ich verstehen. Soziale Netzwerke sind mitunter die Pest, wenn man nicht lernt, damit umzugehen. Dazu muss man sich aber mit Messengerdiensten auseinandersetzen – und darf sie nicht verbieten. (Das steuern eines Autos ist schließlich auch gefährlich, aber wir haben Autofahren nicht boykottiert, sondern gelernt.)

Dazu müssen Kinder eigene Erfahrungen sammeln dürfen, angeleitet werden und keine Sorge haben, dass ihnen bei Fehlverhalten das Handy weggenommen wird. Wir dürfen nicht vergessen: Das Handy ist für die gegenwärtige Generation der Schlüssel zur Welt – und zur Gemeinschaft. Und nicht jedes Kind hält es aus, wenn es zur Gruppe nicht dazugehört.

Meiner Erfahrung nach regelt sich die Sache mit dem Klassenchat meist von selbst, wenn Kinder, Schule und Eltern darüber im Gespräch bleiben und gemeinsam reflektieren. Erstmal ist ja alles neu und muss ausprobiert werden, dann sind irgendwann manche genervt von 900 Nachrichten am frühen Morgen, und schließlich gibt es einen Chat für Schulfragen, einen für Sticker, einen für Memes usw. Wer woran teilnimmt und mitmacht ist eine individuelle Entscheidung und gehört zur Persönlichkeitsentwicklung eines jeden Kindes. Übrigens auch die Entscheidung, sich nicht WhatsApp herunterzuladen und andere Messengerdienste wie Threema oder Signal zu verwenden. Was nämlich viele – auch Erwachsene – gerne vergessen, sind Algorithmus samt Datenaustausch im Hintergrund. Mit Zustimmung zu den AGBs werden auf WhatsApp Kontakte geteilt. Mit dem Schneeballprinzip multipliziert sich dies beim Versenden jeder Nachricht. Demnach kursieren angstmachende Kettenbriefe und unseriöse Anfragen ebenso wie Beleidigungen und Belästigungen. Hier hilft nur das, was Eltern ihren Kindern nicht oft genug sagen können: Geh mit keinem Fremden mit und öffne niemandem die Tür, den du nicht kennst. Und wenn dich jemand ärgert: Renn weg – und hol dir Hilfe. Schließlich wollen wir doch, dass sie eines Tages eigenständig und selbstbestimmt Entscheidungen treffen. Bis dahin müssen wir sie begleiten. Denn Medienerfahrungen sind auch Lebenserfahrungen.

Ilona Einwohlt für MuK Hessen
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